Die Gretchenfrage

Und während ich meine wechselnden Herz-Schmerz-Beziehungen hatte, meist mit irgendwelchen Kunststudenten oder Musikern, war Cordula auch hierin ganz konsequent:

Männer, so sagte sie, seien nicht zum ernsthaften Zusammenleben geschaffen. Man könne mit ihnen Spaß haben, aber wehe, wenn sie sich mal an eine gehängt hätten!

Diese Philosophie zog sie auch praktisch durch: Wie ein weiblicher Playboy pflückte sie sich die hübschesten und knackigsten Typen heraus und vergnügte sich oder trieb anderen Sport mit ihnen.

Bevor es langweilig wurde, gab sie ihnen immer den Laufpass.

Sie wagte viel und war sehr ehrgeizig. Noch bevor sie ihr Studium beendet hatte, ergatterte sie einen tollen Job in einer Sportartikelfirma und verdiente einen Haufen Geld dabei.

Ich dagegen blieb an der Uni hängen: Aus einem Ferienjob im Einschreibebüro wurde eine Schwangerschaftsvertretung und danach ein festes Anstellungsverhältnis. Ich war zufrieden damit, studierte noch ein bischen nebenher und glaubte, das schöne Dasein an der Uni könnte ewig so weitergehen.

Doch dazu kam es, glaube ich, nicht mehr.

Wir waren total verschieden. Sie groß und sportlich und ehrgeizig; ich eher klein und chaotisch und durchgeknallt. Vielleicht klappte es deshalb so gut mit uns.
Oder weil wir beide keine Kinder von Trauigkeit waren. Wir mischten jede Feier auf und machten jeden Unfug mit.

Wie oft hat sie mich zu irgendwelchen wilden Unternehmungen aufgestachelt, die ich alleine nie gewagt hätte!

Wenn ich mal gerade Geld hatte, zogen wir durch die Stadt, kauften uns scharfe Klamotten und mischten danach die Fachbereiche auf...