Montag, 13. Oktober 2008
Margaretes Geschichte LII : Erfahrungsvoraussetzungen und Dogmen

Er brachte mich ins Grübeln. Während ich noch nachdachte, waren wir zur Küste hinabgewandert.

Ich sagte zu im: "Keiner zwingt mich, an die Jungfrauengeburt zu glauben. Und schon gar nicht an das Patriarchat. Aber stimmt schon: Es gibt einige Vorgaben, nur haben die mit Zwang oder Vorschriften nichts zu tun.

Gegenfrage: Fühlst du dich von deinem Atheismus gezwungen, die Welt rational erklären zu müssen?"

"Aber nein. Das mache ich freiwillig. Denn die wissenschaftliche Erklärbarkeit der Realität ist kein Zwang, sondern eine Vorgabe. Forschung hätte doch gar keinen Sinn, wenn die Realität nicht erklärbar und mathematisch beschreibbar wäre!"

"Ebend. Das ist sozusagen dein Dogma..."

Er unterbrach mich: "Moment! Das ist kein Dogma, denn diese Vorgabe schränkt nichts ein, sondern ermöglicht erst wissenschaftliches Denken!"

"Lass mich bitte ausreden," mahnte ich. "Ich wollte noch ergänzen: Genauso wie deine Denkvorgabe die rationale Erklärbarkeit der Vorgänge auf der Welt ist, so besitzt religiöses Denken die Vorgabe, dass alles auf der Welt auf Gott zurückzuführen ist, der alles erschaffen hat. Und dein Gott - also, das, was du dir unter Gott so vorstellst - ist vor allem deshalb so armselig und überflüssig, weil er nicht die Vorgabe deines Denkens ist, sondern eine Art Erscheinung in ihr. Die Vorgabe ist die vernünftige Erklärbarkeit von allem, und ihr hat sich bei dir selbst Gott unterzuordnen."

"Apriori und aposteriori... " murmelte Faust.

"Was, bitte?" hakte ich nach.

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