"Der Atheismus eine Psychose? Das ist ja wohl total hirnverbrannt." sagte Faust.
"Wieso?" erwiderte ich: "Versuche, dich doch mal in die Lage eines gläubigen Psychologen zu versetzen: Aus theistischer Sicht versuchen Atheisten die alles bestimmende Realität Gottes krampfhaft, beständig und mit allerlei autosuggestiven Tricks zu leugnen. Das ist akut psychotisch. Dazu kommt eine ausgeprägte Angst vor Nähe - nämlich der Gottes -, Angst vor Persönlichkeitsverlust - infolge von Religiosität, Angst davor, die Kontrolle zu verlieren - was sich darin äußert, dass alles irgendwie rational erklärt werden muss, bis die eigenen pseudo-rationalen Phantasien für so etwas wie objektive Wirklichkeit gehalten werden. Auch die Angst vor struktureller Regression ist zu beobachten, das heißt: die Angst, die erworbene Leistungsfähigkeit, Intelligenz, den erworbenen Wohlstand und Fortschritt einzubüßen, was zu einer erhöhten Selbstmordrate führt: So sind sehr viele Atheisten dafür, das Leben durch Freitod zu beenden, bevor der körperliche Verfall hilflos macht - wie es auch Cordula getan hat. All diese Symptome ergeben eine saubere Borderline-Persönlichkeitsstörung."
Faust schnaubte. "Das ist doch Quark!"
"Nein," antwortete ich, "das ist lediglich ein Wechsel der Perspektive. Nicht dass ich glaube, dass Atheisten irre sind. Das sind sie wohl genausowenig wie Theisten. Ich weiß nicht, wie du 'irre' definierst, aber für mich sind Irre Menschen, die entweder selber nicht im Alltag lebensfähig sind, oder solche, die andere Leute in ihrem Leben nachhaltig beeinträchtigen. In den meisten Fällen jedoch kann man im Alltag gar nicht auseinander halten, ob jemand, den man nicht näher kennt, ein Theist ist oder nicht."
"In unserer säkularen Gesellschaft vielleicht ..." wandte er ein. "Aber denk doch mal an Meschugistan: Frauendiskriminierung, Burka und so weiter..."
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