Sonntag, 28. September 2008
Margaretes Geschichte XLVII: Liebe und Toleranz

Faust sagte: "Hey, was ist los? Habe ich deine Gefühle verletzt? Bist du eingeschnappt?"

Ich antwortete: "Nein, enttäuscht. Weil du mich nicht verstehst. Und weil ein wichtiger Wunsch von mir darin besteht, dass wir vom Glauben - beziehungsweise der Weltanschauung - her harmonieren."

Faust fuhr ein schweres Geschütz auf: "Kommt es nicht vor allem darauf an, dass wir uns lieben?"

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Ich antwortete: "Wenn du unter 'lieben' 'mögen' und 'begehren' verstehst: Nein, das reicht nicht. Das habe ich inzwischen aus eigener Erfahrung gelernt. Mehrfach. Der Partner kann noch so lieb und begehrenswert sein - wenn man sich zugleich mit ihm noch seine genze Mischpoke mit anlacht, dann sehen die langfristigen Perspektiven düster aus. Oder wenn er Volksmusikfanatiker ist, während sie lieber EMO-Musik hört. Oder aber wenn zwei Menschen von ihrem Glauben und ihrer Mentalität her ganz unterschiedlich ticken. Und ich fürchte: Deine Areligiosität kann meinen Glauben nicht tolerieren."

"Moment mal. Die Glaubenskrieger sitzen woanders. Ich nehme niemanden die Freiheit zu glauben, an was er will, selbst wenn das der größte Blödsinn ist - solange er damit nicht anderen schadet. Darum finde ich es echt nicht gut, dass du mir Intoleranz vorwirfst!"

"Ich sprach nicht von den Leuten da draußen, die dich nicht weiter jucken, oder von der Frau, mit der du zusammenleben willst. Von dem Glauben, der dir damit auf der Pelle sitzt, von mir, die sich davon leiten lässt. Das wirst du irgendwann nicht mehr aushalten, und von uns beiden wird sich wohl keiner dem anderen unterordnen. Nicht in dieser Sache."

"Naja," lenkte Faust ein, "ich habe mich vorhin wohl etwas drastisch ausgedrückt..."

"Nein, das glaube ich nicht," erwiderte ich resigniert. "Du warst ganz ernsthaft und hast dies ausdrücklich betont. Und was du sagtest, ist auch gut nachvollziehbar. Gläubige sind aus atheistischer Perspektive Irre. Sie glauben an nichtexitente Wesenheiten und lassen davon einen großen Teil ihres Lebens beeinflussen. Besonders krankhaft ist ihr Bestreben, auch anderen diese 'Psychose' weiter zu geben.
Klar, kann man so sehen. Umgekehrt kann man die Atheisten aus theistischer Sicht mit dem gleichen Recht als Psychoten ansehen."

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