Samstag, 27. September 2008
Margaretes Geschichte XLVI: Der Maßstab der Perfektion

"Ich glaube ja, dass dein Ansatz falsch ist." fand Faust. Jetzt wirkte er wieder so lehrerhaft. "Für Perfektion brauchst du einen Maßstab: 'Perfekt in Bezug auf was?' Und wo willst du den her nehmen?"

"Aus dem Evangelium." antwortete ich. "Jesus sagte einst: 'Ihr sollt vollkommen sein wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.'"

Faust griff sich an den Kopf: "Ach du Schande! 'Gott' - eine Wahnvorstellung als Maßstab für Perfektion! Früher hätte ich dir nur gesagt, dass du dich mit solch einem Maßstab selber überforderst, aber heute sage ich dir ganz im Ernst, dass dein Unterfangen sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne irre ist."

Ich hielt es hier nicht mehr aus und stand auf. "Können wir gehen?"

"Warum denn? Hier ist es doch schön."


Ich sah ihn nicht an, sagte aber: "Das ist kein guter Platz für mich. Vielleicht liegt es daran, dass der Bau nicht echt ist, sondern eine Kopie. Oder es liegt an unserem Gepräch."

Ich stieg, ohne mich umzusehen, die Treppe hinab, woraufhin er aufstand und mir folgte.

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