Donnerstag, 25. September 2008
Margaretes Geschichte XLV: Die Brandtnerin

"Erst hochfliegende Vorsätze und dann auch noch Sonderwünsche!" rief Faust mit gespielter Empörung.

"Allerdings. Einer entfernten Cousine von mir ging es einst ziemlich schlecht. Sie hatte dem außer Kontrolle geratenen Begehren ihres Herzens nach einer dauerhaften Beziehung zu einem charismatischen, hochgebildeten Mann nachgegeben und dabei nicht auf die leisen Stimmen gehört, die diesem Verlangen widersprochen hatten. Das arme Ding fiel ganz böse rein: Mister Loverboy schwängerte sie und machte sich dann aus dem Staub. Durch ihre Schuld und die ihres Lovers starb erst ihre Mutter, dann ihr blöder Bruder. Damals waren uneheliche Kinder noch eine Katastrophe, welche eine Frau aus der bürgerlichen Gesellschaft verbannte. Um nicht als Prostituierte zu enden, brachte sie das Kind heimlich zur Welt und tötete es. Dabei wurde sie erwischt. Das wiederum kostete sie den Kopf ..."

"Na, das ist aber eine Räuberpistole!" spottete Faust.

"Schicksal und die Dichtung sind manchmal so gar nicht subtil." bemerkte ich trocken.

"Und dieses offensichtlich weit zurückliegende Schicksal beeindruckt dich so sehr, dass du deinem eigenen Begehren Klötze zwischen die Füße wirfst?" fragte Faust.

"Sagen wir so: Begehren alleine reicht nicht mehr, wenn ich Perfektion will."

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