Freitag, 19. September 2008
Margaretes Geschichte XXXVII: Die dunkelste Stunde

"Eine Zeit lang hörte ich nichts von Cordula und Jonas. Nach der Chemotherapie wollten sie in Urlaub fliegen, und ich dachte, dass es Cordula wieder einigermaßen gut ginge. Aber fünf Monate nach der Operation rief mich Jonas an und bat mich um einen Besuch.

Die Situation war schlimm. Jonas benötigte dringend eine Auszeit. Tatsächlich befand sich Cordula in einem schlechten Zustand. Ständig unerträgliche Kopfschmerzen und Depressionen, selbst dann, wenn ihr Bewusstsein keine Aussetzer hatte. Sie hatte Probleme, Worte zu finden für das, was sie sagen wollte.

Der Arzt empfahl ihr eine weitere gehirnchirurgische Behandlung: 'Der Tumor ist operabel', der sie sich dann auch wenig später unterzog. Trotz einer "noch effektiveren" Chemotherapie (Cordula meinte mehrfach, sie müsse sterben, so schlecht ging es ihr dabei; sie verlor auch alle ihr noch verbliebenen Haare) und einem intensiven Rehabilitationsaufenthalt konnte sie nicht mehr deutlich sprechen und hatte große Probleme bei schnellen, gezielten Bewegungen.

Schließlich, als ich sie aus der Reha-Klinik abholte und heim fuhr, so dass sie Jonas und ihren Hund 'Rind' begrüßen konnte, fanden wir das Haus dunkel und leer vor. Auf dem Küchentisch lag eine Notiz von Jonas:

'Tut mir leid, Liebste,
ich halte dieses Leben nicht mehr aus.
Lebe wohl,
Jonas.
PS: Ich habe Rind zu Lisa gebracht.
'

Ich vermute, dies war der Augenblick, als ihre Hoffnung und ihr Überlebenswille zusammenbrachen. Sie schrie zuerst, dann heulte sie und verfiel in Depressionen. Aber dann wies sie mein Angebot zurück, sie zu mir nach Hause zu nehmen. 'Nein! Ich will mein Eigenes!' stammelte sie. Sie bat mich nur darum, Rind wieder zurück zu ihr zu bringen.

Während der kommenden Wochen besuchte ich sie regelmäßig, erledigte Besorgungen für sie und hielt ihre Wohnung ein wenig in Schuss. Cordula surfte häufig im Internet und wirkte erstaunlich ruhig und stabil."

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